Im November 2010 übergaben die Abgeordneten der Kaliningrader Duma die Ruinen der Burg sowie das Grundstück sowie mehrere Dutzend weitere Festungen und religiöse Gebäude in der Region Kaliningrad an die russisch-orthodoxe Kirche. Jedoch unternahm diese keinerlei Versuche der Restaurierung der historischen Anlage. Die erfreuliche Wende kam mit dem Pachtvertrag des Unternehmers Ivan Artiuch im Sommer 2019. Mit der Aussischt auf neues Leben in den alten Mauern entsteht nun auch die Chance neuer Arbeitsplätze, von großer Bedeutung für die ländliche Region um Neman/Ragnit.
Nach einem Aufruf in den Medien an die Bürger begannen Freiwillige im November 2019 damit, bei der Säuberung der Anlage und ihrem riesigen Innenhof zu helfen. An jedem Samstag um 11 Uhr kommen seitdem engagierte Anwohner aus Ragnit, Tilsit und einigen anderen Orten zusammen um für einige Stunden gemeinsam Unkraut zu beseitigen, Trümmer auseinanderzunehmen, Müll, zerbrochene Ziegel und Erde zu entfernen. Regelmäßig einmal im Monat kamen freiwillige Helfer sogar aus Kaliningrad dazu. An manchen Tagen helfen bis zu 30 Personen, auch während der widrigen Verhältnisse in den Wintermonaten und tragen somit tatkräftig zu der Sanierung des Ruinengeländes bei. Geschätzt wurden ca. 25 % des bisher erbrachten Arbeitsvolumens durch ehrenamtliches Engagement erbracht..
Parallel wurde eine autonome gemeinnützige Organisation gegründet, um Spenden für die Restaurierung der Burg selbst zu sammeln. Für Bürger und andere Unterstützer, die helfen wollen, wurde ein Spendenkonto eingerichtet. Lt. Herrn Artiuch befinden sich darunter auch Spenden von Bürgern aus Deutschland. Übrigens gibt es für Spender auch die Möglichkeit, ihre Namen in der Geschichte der Burgmauern auf Ziegeln festzuhalten. Diese werden auf Bestellung gefertigt. Insgesamt werden für diese Aktion ca. 4 Mio. Ziegel benötigt.
Inzwischen ist der Unternehmer Artiuch eine erfolgreiche Kooperation mit der Stadtverwaltung Neman /Ragnit eingegangen und die verschiedenen Maßnahmen werden miteinander koordiniert. 2020 ist es diesem Stadtbezirk gelungen als einziger aus der Region zum Gewinner des Altrussischen Wettbewerbs «Entwicklung von kleinen Städten und historischen Siedlungen» gewählt zu werden. Weiterhin erhielt die Gemeinde einen Bundeszuschuss in Höhe von 45 Mio. Rubel für die Bildung der Erholungsräume und Landschaftsverschönerung an der Ragniter Burg. Im Juli 2020 wurde eine Auktion für die Verschönerung des zentralen Parks und des anliegenden Territoriums mit einem maximalen Wert von 59,8 Millionen Rubel durchgeführt. Eine Baufirma aus Tilsit als Gewinner der Auktion bekam den Auftrag, für die von ihr angebotenen 42,9 Mio. Rubel bis zum 30. April 2021 das Projekt zu verwirklichen. Nach Angaben der Regionalregierung umfasst dieses Projekt die Verschönerung des Stadtparks, des Geländes am Mühlenteich sowie vor allem der Gegend um die Burg herum, wo Themen-und Eventveranstaltungen stattfinden können. Auf dem Schlossplatz sind die Einrichtung des Info-Centers, die Schaffung moderner Landschaftsgruppen und Verschönerungselemente, die Installation von Navigationssystem, Beleuchtung und dekorativer Beleuchtung vorgesehen.
und vieles mehr. Je nach Komplexität der Arbeit werden auch Fachleute für bestimmte Arten von Arbeiten hinzugezogen werden.
Die Verschönerungsarbeiten sollten bis Mai dieses Jahres abgeschlossen sein. Es wird eine Festivalshow organisiert, zu der Reenactors, Animatoren und Schauspieler eingeladen werden. Für das Ritterturnier werden bereits Rüstungen gekauft. Festivalgäste können durch die düsteren Kerker der Festung schlendern, mittelalterliche Küche probieren und das Spektakel einer Feuershow genießen. Es ist außerdem geplant, den Uhrenturm mit Hilfe privater Investoren zu renovieren. Dazu gehören die Renovierung der Treppe und des Daches des Turms sowie die Installation der Uhr, damit die Gäste bald die Umgebung vom Uhrenturm aus beobachten können. Solche Festivals werden in Zukunft mehrmals im Jahr stattfinden.
Allen Beteiligten ist klar, dass die Restaurierung der Burg selbst enorme Mittel erfordern wird. Bemerkenswert ist aber, dass bereits konkrete Pläne dazu existieren. Die Nord- und Ostflügel werden mit einem Dach abgedeckt und konserviert, teilweise auch der West- und vor allem der Südflügel, in dem sich die Ritterkapelle und der Kapitelsaal zu Ritterzeiten befanden. Im Anschluß werden diese Sääle als erste restauriert. Geplant sind ein 4-Sterne-Hotel, ein Restaurant und ein Museum.
Anmerkenswert ist es, dass es keine Kontroversen darüber gibt, wie die Burg nach dem Wiederaufbau aussehen wird. Im Laufe der Jahrhunderte mehrmals umgebaut, blieb von dem ursprünglichen Erscheinungsbild des frühen 15. Jahrhunderts, insbesondere nach dem Brand im Jahr 1828 und dem anschließenden Wiederaufbau und Nutzung als Gefängnis,.im 20. Jahrhundert nur wenig übrig. Deshalb möchte man das Aussehen der Burg aus dem 15. Jahrhundert den alten Schemata angleichen, ähnlich wie auf dem Bild.
Zu diesem Zweck wird ein Wiederaufbauprojekt zum Erhalt eines Bundeszuschuss vorbereitet. Das weitere Schicksal des Schlosses wird von dessen Bewilligung abhängen. Gleichzeitig sind Spenden sehr willkommen. Allen Beteiligten ist klar, dass noch viel Arbeit vor ihnen liegt. Erfreulich ist jedoch, dass nachdem darüber seit mehreren Jahrzehnten nur gesprochen wurde, jetzt eine tatsächliche positive Entwicklung stattfindet und auch für die Besucher erlebbar werden wird.